Allgemeine VWL: Wirtschaftsordnungen: Die Ballade von den Säckeschmeißern

Ballade von den Säckeschmeißern


Oh, mich zieht's nach einem fernen Lande,
wo die schlanke Tropenpalme prangt.
In Brasilien, am Rio Grande,
Werden Kaffeesackschmeißer verlangt.

Es gibt zuviel Kaffee auf der Welt
und darum pro Zentner zu wenig Geld.
Drum wird, so will es das Weltgewissen,
die halbe Ernte ins Wasser geschmissen.

Immer rin, mein Junge!
Das hat 'n Sinn, mein Junge!
Da steckt was hinter, mein Junge!
Das wird ein Winter, mein Junge!

Ich sag allen feiernden Familien:
Marsch, marsch, nach Rio
In den ersten, besten Kahn!
Auf, auf nach Brasilien!
Und rin mit dem Mokka in den Ozean!
Und rin mit dem Mokka in den Ozean!

Und hat der Menschenhai am Rio Grande
an seinen nassen Bohnen profitiert,
werden wir aus diesem reichen Lande
gleich nach* USA hintransportiert.

Dort wächst zuviel Getreide auf dem Feld,
und das bringt pro Tonne zu wenig Geld.
Dort wäscht man die Kartoffeln mit Petroleum rein
und heizt mit dem Weizen die Maschinen ein.

Immer rin, mein Junge!
Das hat 'n Sinn, mein Junge!
Da steckt was hinter, mein Junge!
Das wird ein Winter, mein Junge!

Proleten, packt eure Habe!
Die reiche Ernte hat uns die Preise verhunzt!
Brotfrucht ist Teufelsgabe!
Drum rin mit den Schrippen in die Feuersbrunst!
Drum rin mit den Schrippen in die Feuersbrunst!

Sie werfen den Weizen ins Feuer,
sie werfen den Kaffee ins Meer.
Und wann werfen die Säckeschmeißer
die fetten Räuber hinterher?

Siehst du, das hat 'n Sinn, mein Junge!
Siehst du, das wird ein Winter, mein Junge,
wie er in deinem Leben nie wiederkehrt!
Wie er in deinem Leben nie wiederkehrt!

 

* grammatikalisch richtig wäre: in die USA

 

Lesen Sie diese Ballade von Julian Arndt und entscheiden Sie, welche der Antworten richtig sind. Schreiben Sie "r" für richtig oder "f" für falsch in die dafür vorgesehenen Kästchen. Klicken Sie dann auf [Kontrolle], um zu sehen, ob alles richtig ist.

Sie können hier klicken, um die Ballade auch zu hören. Sie wurde von Hanns Eisner vertont und hier von Ernst Busch gesungen.

 

Was kritisiert Julian Arendt an der herrschenden Wirtschaftsordnung?
 

Er kritisiert die Arbeitsbedingungen auf den Kaffeeplantagen.

""

Er kritisiert die Überproduktion an Weizen, Kaffee und Kartoffeln. ""
Er kritisiert die abnehmende Qualität der Kaffee- und Weizenernten. ""
Er kritisiert, dass Nahrungsmittel unnötig um die Welt transportiert werden. ""
Er kritisiert die niedrigen Löhne der Arbeiter auf den Plantagen und Feldern. ""
Er kritisiert, dass Nahrungsmittel vernichtet werden, um die Preise künstlich hoch zu halten. ""
Er kritisiert, dass die Konsumenten zu viele Nahrungsmittel wegschmeißen. ""

Was fragt sich Julian Arendt am Ende der Ballade ?
 
Er fragt sich, wann die Menschen ihren Fettkonsum senken werden. ""
Er fragt sich, wann sich die Menschen mehr um die jungen Leute kümmern werden. ""
Er fragt sich, was für einen Sinn das Leben hat. ""
Er fragt sich, wann sein Sohn wiederkehrt. ""
Er fragt sich, wann die Menschen beginnen werden, sich zu wehren. ""

 

Zusatzfrage: Der Kabarett- und Bühnendichter Julian Arendt wurde 1895 geboren und starb 1938. Diese Ballade schrieb er vor dem Jahr 1930 (Quelle: Coffeana, Koehler & Amelang, Leipzig 1988). Ist die Thematik heute noch relevant? Klicken Sie hier, um mehr über ein Beispiel fϋr die Vernichtung von Überproduktionen in unserer Zeit zu erfahren.

 

 

 

 

 

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Tipp: Wenn Sie nicht zu den Glücklichen gehören, die ein fotografisches Gedächtnis haben, schreiben Sie sich auf, was Sie Neues gelernt haben.

Foto: © ideadad: https://unsplash.com/photos/SoMHwovUDqA